EKD-Studie

Wed, 07 Feb 2024 06:01:50 +0000 von Michaela Schönfelder

36_EKD-Studie: erschütterndes Ergebnis und die Konsequenzen

Es war ein Paukenschlag: Bei der Pressekonferenz am 25.01. zur Vorstellung der EKD-Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie wurde deutlich: Es gibt viel mehr Fälle als angenommen.

So viele, dass sich das Forschungsteam mit den Landeskirchen auf oberflächlichere Untersuchungen einigen musste, was zuletzt in den Veröffentlichungen auch noch schlecht kommuniziert wurde. Die gegenwärtigen Ergebnisse sind daher für alle unzureichend; es muss nachgebessert werden und ist auch so vereinbart.

Was aber jetzt schon erschreckend zutage getreten ist: Das Harmoniebedürfnis und das Nicht-wahrhaben-Wollen haben ein ehrliches Nachgehen von bekannt gewordenen Fällen verhindert, und in dieser Atmosphäre haben sich Betroffene vielfach erst gar nicht anvertraut.

Wer näheres dazu wissen möchte: hier findet man viele Informationen: www.ekd.de/aufarbeitungsstudie-forum 

Was mir selbst seit den ersten großen entdeckten Vorfällen 2010 klar geworden ist: Die Sensibilität für das Problem, dass es auch in der evangelischen Kirche ein Gefälle gibt, ist erst seit wenigen Jahren richtig erwacht. Es gibt auch in der evangelischen Kirche ein Machtgefälle zwischen Pastoren und (meistens sehr jungen) Gemeindegliedern, zwischen charismatischen Persönlichkeiten- seien es Haupt- oder Ehrenamtliche – und suchenden Menschen. Und wo ein Gefälle ist, da ist Missbrauch und Gewalt möglich, nicht nur körperlich und sexuell, auch geistig-spirituell.

Für mich bedeutet das: Sich selbst immer wieder kritisch hinterfragen. Prävention in Form von Schulungen für alle, die mit Schutzbefohlenen zu tun haben, vorantreiben. Sensibel machen für Situationen und Orte, wo Gewalt leicht geschehen kann. Und: Betroffene ermutigen, sich anzuvertrauen. Mittlerweile gibt es einen klaren Leitfaden, an welche Fachstellen man sich wenden muss, damit die Betroffenen Hilfe erfahren. 

In unseren Gemeinden werden bis zum Ende dieses Jahres Schutzkonzepte auf der Grundlage des Schutzkonzeptes des Kirchenkreises erarbeitet und verabschiedet. Diese werden auf den Homepages veröffentlicht. 

Doris Escobar
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